Ein großer Abend für Uwe Friesel, für die Kultur und für die Hansestadt Salzwedel
" `Wenn ich noch einmal von vorne beginnen könnte, würde ich mit dem Kopf fühlen - und mit dem Herzen denken wollen!´- Dem sind Sie, lieber Herr Friesel, sehr nahe gekommen!"
Mit diesem Zitat des nordirischen Musikbarden Van Morrison und einem persönlichen Fazit endete der vielbeachtete Festvortrag von Björn Engholm, Bundesminister a.D., am 10.02.2015 zu Ehren des Schriftstellers Uwe Friesel im voll besetzten Kulturhausfoyer. Friesel, der seit einigen Jahrern in Salzwedel lebt und arbeitet, beging am selben Tag seinen 76. Geburtstag. Friesel war jedoch auch der erste Präsident des ersten "gesamt-deutschen" Schriftstellerverbandes, der vor knapp 24 Jahren zu seinem ersten Kongress in Lübeck zusammenkam. Gastgebender Ministerpräsident und Redner damals - Björn Engholm.
Mehr als Grund genug für die drei, gemeinsam mit der URANIA Salzwedel organisierenden Initiatoren des Abendveranstaltung, Knut Markuszewski und Knut Schwarting, Bürgermeister a.D. aus Bad Bevensen bzw. Lüchow, sowie Karl-Heinz Reck, Kultusminister a.D. aus Salzwedel, Engholm für einen Vortrag in Salzwedel zu gewinnen. Reck begrüßte zu Beginn der Veranstaltung zahlreiche Ehrengäste, so Landrat Michael Ziche, Oberbürgermeisterin Sabine Danicke und Ehrenbürgerin Helga Weyhe.
Björn Engholm, der Hanseat aus Lübeck, ließ seinen mit "Kultur in Zeiten der Ökonomie" betitelten Vortrag eher zu einem leidenschaftlichen Plädoyer für Kunst und Kultur, für Ästhetik und Philosophie, für Verstand und Wahrnehmungsfähigkeit wachsen. Wenn Engholm mit den Worten des Philosophen Welsch feststellte, dass die "Menschen immer bildervoller, aber fensterloser werden", sei das mehr als besorgniserregend. Er rief auf, bei den eigenen Kindern wieder die Kreativität und den Verstand zu fördern, aber nicht, "um dies auf Beruf und Karriere zu konzentrieren." Er hegte die Hoffnung, dass selbst "facebook- und twitter-Fans irgendwann Bücher von Stefan Heym und Uwe Friesel auf ihrem Nachtschrank liegen hätten."
Engholm würdigte Uwe Friesel als "Glücksfall" für die Schriftsteller in Ost und West bei ihrem Zusammengehen in der Zeit nach der politischen Einheit Deutschlands: "Das war eine schwergewichtige Aufgabe!"
Diesen Gedanken griff auch der Lüchower Axel Kahrs in seiner Laudatio auf Uwe Friesel auf. Die vielen Aktionsfelder des Uwe Friesel ließen für Kahrs nur einen Schluss zu: "Er ist ein Zehnkämpfer!" Kriminalautor, Hörspielautor, Fernseh-Dramaturg, Theatermann, Literatur-Historiker, geschätzter Übersetzer, Herausgeber von Sammelbänden, Verleger, ideengebender und anpackender Macher, Literatur-Kritiker - das alles ist Uwe Friesel.
Zusammen mit seiner Lebensgefährtin, der Fotografin Birgitta Sjöblom, ist Friesel eine Bereicherung für Salzwedel. Selbstverständlich kam dieser nicht umhin, aus seinem neuesten Buch "Zwischen allen Stühlen oder sollte man in Krähwinkel stets das Maul halten?" zu lesen.
Der Abend wurde durch hochkarätig-abwechslungsreiche Musik des Blockflötentrios "TriTonus Hamburg" umrahmt. Die drei jungen Musikerinnen Friederike Harms, Cathérine Renno und Hjördis Neumann spielten sich mitreißend und kreativ in das Publikum hinein.
Chapeau! an die Veranstalter, denen ein herausragender Abend gelungen ist.