Gedenken an den Holocaust: eindringliche Mahnungen
In der Hansestadt Salzwedel wurde am 27. Januar der Opfer des Holocaust gedacht - Mahnung vor erstarkendendem Extremismus - stille Gedenkveranstaltung zum Abschluss
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Bürgermeister Olaf Meining (r.) und Pastor Joachim Thurn beim Gedenken an der Gardelegener Straße
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Kranzniederlegung an der Ritzer Brücke, verbunden mit mahnenden Worten
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Erinnerung an die Opfer der NS-Zeit: auch am Gedenkstein Gardelegener Straße wurden Kränze niedergelegt
Am 27.01.1945 befreite die Rote Armee das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz im heutigen Polen. Dieses Lager steht sinnbildlich als Mahnmal für die systematisch vorangetriebene Vernichtung der jüdischen Bevölkerung, von Sinti und Roma, von Homosexuellen, von politisch nicht ins "System" passenden und andersdenkenden Menschen durch die nationalsozialistischen Machthaber. Achtzig Jahre danach fanden auch in der Hansestadt Salzwedel wiederum Gedenkveranstaltungen statt.
An der Gedenkstätte Ritzer Brücke erinnerte Jürgen Brunsch vom Salzwedeler Ortsverband DIE LINKE an die 244 dort begrabenen KZ-Häftlinge, die verletzt, entkräftet, hungernd und durstig einen Gefangenentransport in das KZ Sachsenhausen nicht überlebten. Sie starben für die Freiheit ihrer europäischen Nationen.
Bürgermeister Olaf Meining berichtete vom Besuch eines französischen Resistance-Forschers und drei Schwestern aus Frankreich, die mit ihm am 10.10.2024 an gleicher Stelle erstmals vor der letzten Ruhestätte ihres Onkels Jacques Oudin standen. Bewegende Momente, die nicht in Vergessenheit geraten.
Am Gedenkstein für die Häftlingsfrauen und
-mädchen des KZ Nebenlagers Salzwedel in der Gardelegener Straße ließ die Salzwedelerin Sabine Spangenberg die Teilnehmenden an einem Besuch und die damit verbundenem Erinnerungen von ehemaligen Häftlingen des Lagers im Juni 1996 teilhaben. Für die Frauen war es ein großer Schritt, an diesen Ort zurückzukehren. Aber sie gingen ihn auch deshalb, um das heutige Salzwedel zu sehen und sich beispielsweise in Gesprächen mit Schülerinnen und Schülern auszutauschen. Sie erinnerte angesichts des millionenfachen Mordes daran, dass hinter jedem dieser Opfer ein Mensch stand. Zudem sparte sie auch die Frage nicht aus, wie eigentlich mit den vielen Tätern umgegangen wurde.
Pfarrer Joachim Thurn und Falk Kindermann auf der Klarinette bildeten den Rahmen für dieses Gedenken.
Alle Rednerinnen und Redner waren sich darin einig, dass neben dem drohenden "Vergessen" der Ereignisse vor mehr als achtzig Jahren auch der aufwachsende Extremismus von rechts eine große Gefahr für die Demokratie in Deutschland und Europa darstellt.
An beiden Gedenkstätten legten Vertreter von Salzwedeler Parteien, der stellvertretende Landrat Matthias Baumann, Dr. Hartmut Pollack vom Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge und Bürgermeister Meining Blumengebinde nieder.
Zum Abschluss dieses denkwürdigen Tages hatte das Aktionsbündnis Solidarisches Salzwedel zu einem besinnlichen Gedenken in die ehemalige Buchhandlung Weyhe eingeladen. Schriftlichen Erinnerungen von Opfern des Zweiten Weltkrieges wurde dort eine Stimme verliehen. Die vorab eingesprochenen Texte erzeugten unter den Anwesenden eine sehr bedrückende Stille.