Holocaustgedenken: Warnung vor dem Vergessen
Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz. Das Datum ist daher der offizielle Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. In der Hansestadt Salzwedel fanden zwei zentrale Gedenkveranstaltungen statt.
Ein Thema, welches sowohl Gerd Schönfeld (DIE LINKE) an der Ritzer Brücke als auch eine Vertreterin des Autonomen Zentrums Salzwedel an der Gardelegener Straße ansprach, war das Verdrängen und Vergessen. Es kann kein Vergessen geben, angesichts der Grausamkeit, der Opferzahlen - aber auch angesichts dessen, dass die Grenzen des Sagbaren immer weiter bewusst verschoben werden. "Zwei Schritte vor, einer zurück", so Gerd Schönfeld an der Ritzer Brücke. So sei es bei einer Partei zu beobachten, die einfache Lösungen verspräche, doch Geschichtsvergessenheit im Sinne habe. Die Shoah ist kein "Vogelschiß", betonte auch Jürgen Brunsch, der die Gedenkveranstaltung an der Ritzer Brücke leitet und der damit auf einen Ausspruch eines Politikers anspielte.
An der Gardelegener Straße war in den Gedenkworten auch die Frage allgegenwärtig, wie aktuell mit dem Versuch des Umdeutens und des Kleinredens der historischen Vorkomnisse umgegangen werden sollte. Salzwedels Bürgermeister Olaf Meining machte deutlich, dass er diesen Versuchen entgegentritt. Dabei zitierte er aus den Worten, die Überlebende des KZ-Außenlagers Neuengamme in Salzwedel 1996 bei einem Besuch in der Hansestadt hinterließen.
Man müsse "Menschen entgegenstehen, die mit Wortschöpfung verschleiern wollen, dass sie erneut versuchen, Menschen mit Gewalt abzuschieben, weil ihr verqueres Weltbild ihnen etwas von „Überfremdung“ und „Rasse“ einredet", so Bürgermeister Meining.
Auch die Rednerin des Autonomen Zentrums Salzwedel beschäftigte sich intensiv mit dem Thema "Sprache" und dem Versuch, Dinge zu verschleiern. Dabei machte sie die Todesfuge von Paul Celan zu einem zentralen Thema ihrer Ansprache.
Superintendent Steffen Doms begleitet die Gedenkveranstaltung an der Gardelegener Straße mit einem Gebet und Segensworten.
An beiden Gedenkorten wurden von verschiedenen Fraktionen sowie Landrat Steve Kanitz und Bürgermeister Olaf Meining Gestecke niedergelegt.