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Hansestadt Salzwedel - Die Baumkuchenstadt
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veröffentlicht am: 24.02.2015

„Vor genau 70 Jahren war Salzwedel eine verwundete Stadt!“

Sehr viele Menschen kamen an diesem 22.02.2015 rund um den Gedenkstein am Salzwedeler Bahnhof zusammen, als um 12:10 Uhr alle Kirchenglocken läuteten, um der über 300 Opfer der Bombardierung des Bahnhofes zu gedenken. Denn `vor genau 70 Jahren waren in der kleinen Stadt Salzwedel, die bis dahin von großen Angriffen verschont blieb, Krieg und Tod mit voller Wucht präsent.

Unauslöschliches Leid hatte auch dieser zweite mörderische, Menschen verachtende Weltkrieg bereits vielen Salzwedeler Hinterbliebenen-Familien gebracht. - Es fehlten so viele: Über 1.000 Salzwedeler verloren im Krieg ihr Leben.

Am 07.04.1945 gab es für 244 unbekannt gebliebene Häftlinge von einem der vielen, durch den Salzwedeler Bahnhof fahrenden, KZ-Todestransporte an der Ritzer Brücke ein Massengrab. Fast unbemerkt kamen Menschen verschiedener Nationen elendig um. Der furchtbare Bombenangriff auf den Salzwedeler Hauptbahnhof aber war unfassbar sichtbar und hörbar. Über 300 Menschen, die zu den unterschiedlichsten Zielen unterwegs waren, fanden plötzlich - und so mancher langsam und qualvoll – einen grausamen Tod. Helfen war kaum möglich!“, so Salzwedels Oberbürgermeisterin Sabine Danicke, die dem einstigen Oebisfelder Bürgermeister, Herrn Dr. Hans-Jochen Giffey, dankte, weil er von seinen immer wieder in Bahnhofsnähe schmerzlich gegenwärtigen Erinnerungen als Zeitzeuge erzählte sowie Herrn Ronald Kowski aus Salzwedel, weil er mit historischen Luftaufnahmen eine annähernde Vorstellung vom damaligen erschütternden Geschehen ermöglichte, denn „wenige Minuten nach dem Bombeneinschlag war Salzwedel eine verwundete Stadt!“

Sabine Danicke war froh, dass sich junge Menschen, wie „Lorenz Lüdecke mit seinem selbst geschriebenen (und verlesenen) Text, seine Mitschülerinnen und Mitschüler sowie ihr Lehrer, Herr Jens Winter von der Jeetzeschule in Salzwedel mit dem Leitgedanken der diesjährigen Salzwedeler Gedenkveranstaltungen: „Gedenken-Versöhnen-Wachsam-Sein“ auseinandersetzen.

Die Salzwedeler Pfarrer Andreas Müller und Joachim Thurn sowie Herr Oskar Bergsträßer von der Landeskirchlichen Gemeinschaft Magdeburg e.V. sprachen ein Fürbitt-Gebet und ein Vater-Unser „für alle Opfer der Weltkriege, der Opfer von Flucht und Vertreibung, von Terror, Krieg, Hunger, Armut und Gewalt, mit der Hoffnung, dass Überlebende Menschen treffen, die sie aufnehmen“.

„Lassen wir im Gedenken an die vielen Opfer nie wieder Krieg zu“- so der leidenschaftliche Appell aller Redner.

„Wir wissen, wer den mörderischen Krieg angefangen hat. – Und wir sind einander sicher, dass wir alles tun werden, damit unser kostbarstes Gut – 70 Jahre Frieden – erhalten bleibt“, so Salzwedels Stadtoberhaupt. „ Wir haben uns in unserer bunten, weltoffenen Hansestadt `gemeinsam eine Erinnerungskultur ganz im Sinne einer zukunftsfähigen, lebendigen Völkerverständigung geschaffen.` Und angesichts der Terroranschläge in Paris, der Attentate von Kopenhagen, der Schändung mehrerer Hundert jüdischer Gräber in Frankreich verwies sie darauf, wie `schleichend sich das Böse breit mache` und dass so ` emotional tief gehende Projekte wie das 2014 gestartete Schüler-Kunst-Projekt von Prof. Hans Molzberger, „Rubins Colors“, enorm wichtig sind, um jeglichen Anfängen zu wehren.