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Gedenken mit Sorge vor aktueller Weltlage
Am 22.02.1945 warfen Flugzeuge rund 200 Tonnen Bombenlast auf den Salzwedeler Bahnhof ab. Über 300 Menschen starben bei diesem Angriff. Jährlich erinnert die Hansestadt Salzwedel an das Geschehen. In diesem Jahr vermischt mit Besorgnis über die aktuelle Lage in Europa und der Welt.
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Landrat Steve Kanitz legte einen Kranz am Gedenkstein ab
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Bürgermeister Olaf Meining leitete die Gedenkveranstaltung
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Musikalische Begleitung von Lina Marie Richter und Marielle Thiede
Bürgermeister Olaf Meining hielt seine Begrüßung bewusst kurz. Denn in diesem Jahr war Landrat Steve Kanitz derjenige, der an die historischen Hintergründe der Gedenkveranstaltung erinnerte. Doch bereits bei Kanitz war deutlich herauszuhören, dass das aktuelle Geschehen in der Ukraine, aber auch in anderen Ländern, nicht aus der Erinnerung an die Kriegsgräuel von einst herauszuhalten waren. Steve Kanitz ging in seinen Gedenkworten auf Fragen ein, die sich ihm bei der Beschäftigung mit dem damaligen Bombenangriff stellten. "Was dachten die Piloten der Bomber?" so Kanitz.
Wie, so fragte er sich und seine Zuhörer am Gedenkstein des Salzwedeler Bahnhofes 80 Jahre nach den Bombenabwürfen, seien die Piloten damit umgegangen? Wie sind sie danach nach Hause gegangen, haben mit ihren Kindern gesprochen? Wie kann ein Mensch mit derartigen Dingen umgehen?
Gedanken, die der Landrat des Altmarkkreises dann in Richtung der aktuellen Krisenherde richtete. Schlussendlich, so betonte Kanitz, ist Menschlichkeit und Empathie unumgänglich. Er rief dazu auf, diese nicht nur zu fordern, sonder auch selbst zu Leben.
Dmytro Kolynchenko von der Ukranischen Gemeinde in der Hansestadt nahm diesen Faden auf. Kolynchenko machte deutlich, dass er und seine Familie vor dem russischen Angriff nach Deutschland geflohen sind. "Wir sind sehr dankbar, dass wir hier sein können", betonte der Ukrainer. Eindrücklich verwob er sein Glaubensbekenntnis mit dem Aufruf, sich nicht von der Liebe an seine Mitmenschen abzuwenden.
Superintendent Steffen Doms schloss die Gedenkveranstaltung, die zwar an ein Geschehen von vor 80 Jahren erinnerte, aber immer wieder den Blick auf aktuelle Krisen richtete, mit einem Gebet. Und auch er mahnte, dass die Worte "Nie wieder Krieg" aktueller denn je sind.
Die Gedenkveranstaltung am Salzwedeler Bahnhof wurde von den Lina Marie Richter und Marielle Thiede begleitet.
Friedensgebet von Coventry
Den Hass, der Nation von Nation trennt, Volk von Volk, Klasse von Klasse,
Vater, vergib.
Das Streben der Menschen und Völker zu besitzen, was nicht ihr Eigen ist,
Vater, vergib.
Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen ausnutzt und die Erde verwüstet,
Vater, vergib.
Unseren Neid auf das Wohlergehen und Glück der Anderen,
Vater, vergib.
Unsere mangelnde Teilnahme an der Not der Gefangenen, Heimatlosen und Flüchtlinge,
Vater, vergib.
Die Gier, die Frauen, Männer und Kinder entwürdigt und an Leib und Seele missbraucht,
Vater, vergib.
Den Hochmut, der uns verleitet, auf uns selbst zu vertrauen und nicht auf Gott,
Vater, vergib.
Hintergrund:
Nach der Zerstörung der Kirche von Coventry in England durch deutsche Bomber am 14/15 11.1940 ließ Dompropst Richard Howard die Worte "Vater vergib" in die Ruinen meißeln.
Auf Grundlage dieser Worte wurde das Versöhnungsgebet von Coventry 1958 formuliert. Dies wird seitdem Punkt 12 Uhr jeden Freitag im Chorraum der alten Kathedrale von Coventry gebetet.